Am Samstag Nachmittag werden wohl auch auf dem Würzburger Marktplatz wieder einfach recht zufällig irgendwelche Leute herumstehen, man weiß nicht genau, wer da was kundgeben will, gar Teil einer Kundgebung sein, vielleicht ist der mit dem strengsten Aluhut ja ein einzelner protestierender Bürger gegen eine derartig verdächtig nicht eindeutig genehmigte Versammlung.
Ob ich meinen gestern neu angefertigten Aluhut (den ersten meines Lebens) mitbringen kann, weiß ich noch nicht so recht, denn ich werde auch Radfahren müssen. Vielleicht muss der, Prachtstück, Alu mit Pickelhaube über einen guten blauen, herabgeschlagener Krempe helmartig anmutenden Unterhut, bester österreichischer Feinfilz, es passen auch noch Unterhosenspruchbänder unten obenrum, derer ich schon mindestens Dreie habe, den Aluhut noch mehr zu versinnfälligen, doch nochmal warten, vielleicht, sagt mir mein Hut, ist er noch nicht reif, denn wo meine Faulheit, ihn nicht auch fahrradweis entsprechend geschützt transportieren zu wollen mir Vorwand sein wolle, ihn nicht mitzunehmen, hätte ich wohl einfach keine Traute, mich endlich öffentlich mit ihm zu zeigen, was er ja meiner notorischen Feigheit ob verstehe, allerdings doch nicht so ganz, ansgesicht dessen, was er schon für mich getan habe und ich ihm in Aussicht gestellt: Kurzum, die Hutfrage ist noch nicht gelöst. Vielleicht nehme ich einen kleinen robusten ohne Alu, nur mit Unterhosenhutband. (Diese ganzen elastischen Bänder von guten Unterhosen sind optimal zum je angepassten Fixieren nicht nur von Hutbändern. Man zieht nur bis zum Punkt zu, und das gute Bauchband hält die Sache schön am Punkt, und das geduldig und flexibel, ohne Scheuern.)
Glücklicherweise habe ich jetzt, Aluhut hin oder her, schon einige schöne neumodische Kleidungsstücke für übermorgen, versehen mit verschiedensten Ansagen, oder, wie der Aluhut, ansonsten selbsterklärend, doch deucht mir, dass ich morgen noch ein gutes Hemd werde opfern müssen, weiteres an Möglichkeiten in meine Guck der geschichtsträchtigen Fetzen zu packen.
Wer am Samstag dasein, mich erkennen und ansprechen will, wiederum werde ich mein großes weißes T-Hemd mit der roten Aufschrift „Ich will meine Rechte zurück“ über jedem sonst vielleicht notwendigen Kleidungstück tragen.
Ich trage dieses Hemd stadtweis inzwischen praktisch immer, auch schon zur Dorfbushaltestelle und zurück, nicht aber einfach so im Dorf. Und zwar ganz einfach deshalb, weil ich hier, wo keiner eine Maske trägt, außer jetzt ab Bus, niemanden ärgern will, indem hier ja keiner den Unfug, wo nicht bei Bus oder Einkaufen gezwungen, mitmacht.
Beim Lidl heute waren die Verkäuferinnen sehr nett zu mir – es gab Probleme mit dem Leergutautomaten – , obzwar ich dieses Hemd trug, und meine weiße Baumwollmaske, Made by Göller, mit dem etwa acht Zentimeter hohen „KOTZ“ in demselben Rot auf einen Unterhosenschnitt gezogen, das meine Maske zum sprachlichen Austausch darbot. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ansage übersehen ward.
Recht eigentlich fehlt noch eine Fahne, die an dem Meterstabe, den man zur Abstandswahrung ohnehin braucht, wenn der quer gehalten und nicht ganz ausgestreckt, der Wind nicht zu forsch, hinausgestreckt werden kann, auf eine gute alte weiße lange Feinripphose, unten vielleicht zur Straffung etwas beschwert, ließen sich beidseitig wiederum senkrecht dann viermal große Lettern flattern lassen, man kann ja noch einen Stecken in den Rucksack tun, nicht, das der Meter das alleine nicht packt.
Ich habe auch mal eine ganze Menge billige Unterwäsche aus Bundeswehrbeständen gekauft, zumal die langen Sommerunterhosen, die allzugerne am Bunde ausleiern, daher auszusortieren (die Bünde sind noch gut genug für die beschriebenen Aufgaben) aber von gutem Stoff, nur ist der oliv, und insofern könnte ich am Samstag, wo sonst nichts zu tun, mal nach haftbarer weißer Farbe dafür mich umtun. (Die Trikots und die Sommerunterhemden und die Winterunterhemden und – hosen sind übrigens allesamt klasse.)
Die Leute haben sich jetzt eben meine gebrauchten Unterhosenbünde und gar das darunter von mir Rot auf Weiß Hingeschriebene anzuschauen.
Nochmal zum Praktischen. Alle gute Unterwäsche taugt noch zur Fahne, zum textilen Überzieher, Umbinder undsoweiter. Man trägt jetzt einfach alles das, was innen war, außen, nach außen, verhält sich dabei sehr ressourcenbewusst und ökologisch, sparsam, vernünftig aufgeklärt.
Drehet die Kiste noch weiter durch, man wird einst von einer Unterhosenmaskenrevolution sprechen, die dem Terror ein Ende gesetzt habe.
Ich weiß, das Wort ist zu lang, wird sich daher nicht durchsetzen. Vielleicht heißt es in den Geschichtsbüchern dann auch „Der versuchte Weltstaatsstreich der Atmisten“, worin beschrieben, wie der Aufstand von Leuten, die frei atmen wollten, erfolgreich niedergeschlagen ward.
Wo war ich?
Achja, Samstag Nachmittag.
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